EU an Deutschland: Schuldenregeln nicht schuld an Investitionslücke
EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis hat die Kritik zurückgewiesen, die EU-Ausgabenregeln seien für die Investitionsschwäche in Deutschland verantwortlich. Stattdessen verwies er auf die deutsche Schuldenbremse, die strengere Vorgaben mache als der neue EU-Rahmen. Die Debatte über die Schuldenbremse gewinnt angesichts der schwachen Wirtschaftsdaten und der bevorstehenden Wahlen in Deutschland an Schärfe.
Die schleppenden Investitionen in Deutschland sind laut EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis auf die Verschuldung des Landes und nicht auf die Ausgabenregeln der Europäischen Union zurückzuführen. Die Aussage kommt inmitten einer sich verschärfenden Debatte über die deutsche Wirtschaftspolitik im Vorfeld der wichtigen Wahlen im Februar.
Schuldenbremse auf dem Prüfstand
Auf einer Pressekonferenz in Straßburg ging Dombrovskis auf die Kritik deutscher Politiker ein, die behaupten, die fiskalischen Beschränkungen der EU würden ihre Investitionsmöglichkeiten einschränken. Er verwies auf die im Grundgesetz verankerte „Schuldenbremse“, die die Kreditaufnahme auf 0,35 Prozent des BIP begrenzt, außer in Notfällen.
„In einer Reihe von Fällen kann [die Schuldenbremse] Deutschland tatsächlich strengere fiskalische Anforderungen auferlegen als unser neuer Rahmen für die wirtschaftspolitische Steuerung“, sagte Dombrovskis und widersprach damit Argumenten, dass die EU-Regeln eine größere Einschränkung darstellten.
Wachsender Reformdruck
Angesichts der schwächelnden deutschen Wirtschaft wächst der Druck auf Friedrich Merz, den Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Union (CDU) und wahrscheinlichen nächsten Bundeskanzler, die fiskalischen Zwänge des Landes zu lockern. Zwar hat Merz mögliche Reformen angedeutet, doch seine Partei hält an den bestehenden Regeln fest und erklärt in ihrem Wahlprogramm: „Die Schulden von heute sind die Steuererhöhungen von morgen.
SPD und Grüne, die derzeit in Deutschland regieren, plädieren dagegen für eine deutlichere Modifizierung der Schuldenbremse, um mehr Investitionen, vor allem in Klima und Verteidigung, zu ermöglichen. Die Freie Demokratische Partei (FDP), ein finanzpolitisch konservativer Koalitionspartner, lehnt jede Änderung strikt ab.
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Schuldenbremse 2009 eingeführt hatte, sprach sich kürzlich für eine Überprüfung der Politik aus, um mehr Investitionen zu ermöglichen.
EU fördert interne Reformen
Während der überarbeitete finanzpolitische Rahmen der EU den Ländern mehr Zeit einräumt, um ihre Haushalte auszugleichen und Schulden abzubauen, machte Dombrovskis deutlich, dass Entscheidungen über die Schuldenbremse in die alleinige Zuständigkeit Deutschlands fallen. Er wies jedoch auf das größere Problem der unzureichenden Investitionen in Deutschland hin, das die EU Anfang des Jahres dazu veranlasst hatte, ein Verfahren wegen makroökonomischer Ungleichgewichte gegen Deutschland einzuleiten.
„Deshalb hat die Kommission Deutschland immer wieder empfohlen, die öffentlichen und privaten Investitionen zu erhöhen“, so Dombrovskis.
Balance zwischen Exportstärke und Binnenschwäche
Deutschlands starke Exporteinnahmen stehen in krassem Gegensatz zu den schwachen Inlandsinvestitionen, was zu einem Ungleichgewicht führt, das zu einem Schwerpunkt der EU-Bedenken geworden ist. Während Deutschlands Exporte weltweit wettbewerbsfähig bleiben, argumentieren Kritiker, dass die Schuldenbremse das Land daran hindert, dringende wirtschaftliche Herausforderungen anzugehen - von der Produktivität bis zur Anpassung an den Klimawandel.
Je näher die Wahl rückt, desto lauter wird der Ruf nach einer Neuausrichtung der Finanzpolitik, um das Wachstum anzukurbeln und die strukturellen Probleme anzugehen, die dazu geführt haben, dass Europas größte Volkswirtschaft in wichtigen Bereichen hinterherhinkt. Unabhängig davon, ob Merz oder seine Konkurrenten von SPD und Grünen das Ruder übernehmen, wird die Zukunft der Schuldenbremse - und Deutschlands Investitionspolitik - wahrscheinlich den wirtschaftlichen Kurs des Landes in den kommenden Jahren bestimmen.
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